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Bestell-Nr.: D84
Preisliste | Ein Experiment war schon die Bildung des Landes Hessen, dessen Regionen sich
seit Jahrhunderten auseinander entwickelt hatten und bis heute wirtschaftlich wie
mundartlich unterschiedlichen Räumen angehören. 1568 teilte Landgraf Philipp der Großmütige
die damalige Landgrafschaft Hessen - der Name leitet sich von dem einst zwischen Lahn und
Fulda siedelnden germanischen Stamm der Chatten her - unter seine vier Söhne auf.
Im Laufe der Zeit entstanden daraus das Großherzogtum Darmstadt und das Kurfürstentum Hessen-Kassel,
das später in Preußen aufging. Das Großherzogtum blieb selbstständig und wurde 1918 beim Ende der
Monarchie zum Volksstaat Hessen, der auch das linksrheinische Gebiet von Worms bis Mainz
umfasste. Der Volksstaat Hessen war ein selbständiges deutsches Land und
Bestandteil des Deutschen Reichs. Der Volksstaat Hessen entstand aus dem
Großherzogtum Hessen nach der
Absetzung des Großherzogs Ernst Ludwig am 8. November 1918. Aufgrund des Versailler Vertrag waren ca. 40% des Staatsgebietes, insbesondere Rheinhessen,
aber auch Teile von Starkenburg, durch französische Besatzungstruppen bis zum 30. Juni 1930 besetzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Hessenaufgeteilt. Oberhessen und Starkenburg gehörten zur
amerikanischen, Rheinhessen (bis auf die rechtsrheinischen Gebiete) zu der französischen Besatzungszone.
Die amerikanische Besatzungsmacht gründete schließlich am 19. September 1945 den neuen Staat Groß-Hessen
(Greater Hesse), der den rechtsrheinischen Teil des Volksstaates Hessen sowie den größeren Teil der
Provinz Hessen-Nassau umfasste, die wiederum mit den früheren Kurhessen auch das historische Kerngebiet
Hessens umfasste. Rheinhessen dagegen wurde, wie die französisch besetzten Teile Nassaus auch,
ein Teil von Rheinland-Pfalz. | | Gemäß Art. 17 ff. der Verfassung des Volksstaates Hessen bestand der Landtag aus
70 Abgeordneten, die nach dem Grundsatz der Verhältniswahl für 3 Jahren gewählt wurden.
Mindestalter für die Wählbarkeit waren 25 Jahre. Die Aufgaben des Landtag waren die Gesetzgebung,
die Wahrnehmung des Budgetrechtes, die Wahl des Ministerpräsidenten, die Bestätigung der Landesregierung
sowie ggf. der Ministeranklage.
Mit dem "Gesetz zum Neuaufbau des Reichs" vom 30. Januar 1934 wurden die Landesparlamente abgeschafft.
Groß-Hessen wurde durch das Inkrafttreten der ersten neuen Verfassung eines Bundeslandes
am 1. Dezember 1946 in Land Hessen umbenannt und 1949 ein Land der Bundesrepublik Deutschland.
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Landtagswahlen in Hessen 1919 - 1932
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Partei
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% Stimmen
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Sitze
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1919
|
SPD
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44
|
31
|
DDP
|
19,9
|
13
|
Zentrum
|
17,6
|
13
|
DVP
|
10,1
|
7
|
DNVP
|
7,4
|
5
|
USPD
|
1,5
|
1
|
Hess Bauern
|
|
|
KPD
|
|
|
|
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1921
|
SPD
|
32,6
|
24
|
DDP
|
7,3
|
5
|
Zentrum
|
17,4
|
13
|
DVP
|
14,6
|
10
|
DNVP
|
5,4
|
3
|
USPD
|
3,8
|
2
|
Hess. Bauern
|
15,1
|
11
|
KPD
|
3,9
|
2
|
|
|
|
1924
|
SPD
|
35,2
|
26
|
DDP
|
8,5
|
6
|
Zentrum
|
16,1
|
11
|
DVP
|
11,8
|
8
|
DNVP
|
7
|
5
|
|
|
|
Hess. Bauern
|
13,2
|
9
|
KPD
|
5,4
|
4
|
|
|
|
1927
|
SPD
|
32,6
|
24
|
DDP
|
7,8
|
5
|
Zentrum
|
17,7
|
13
|
DVP
|
10,7
|
7
|
DNVP
|
5
|
3
|
|
|
|
Hess. Bauern
|
12,7
|
9
|
KPD
|
8,7
|
6
|
|
|
|
1932
|
SPD
|
23,1
|
17
|
|
|
|
Zentrum
|
14,5
|
10
|
DVP
|
3,4
|
2
|
DNVP
|
1,5
|
1
|
|
|
|
|
|
|
KPD
|
11
|
7
|
NSDAP
|
44
|
32
|
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Die Chronologie
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9.11.1918
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Bildung eines Arbeiter- und Soldatenrates in Mainz unter Bernhard Adelung (SPD)
und in Darmstadt unter Karl Ulrich (SPD)
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11.11.1918
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Bildung einer vorläufigen Regierung aus SPD, DDP und Zentrum unter
Ministerpräsident Karl Ulrich (SPD)
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26.1.1919
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Bei den Wahlen zur Volkskammer wird die SPD stärkste Partei vor DDP und Zentrum
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21.2.1919
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Der Landtag wählt Karl Ulrich (SPD) zum Ministerpräsidenten, der die
Regierung der Weimarer Koalition fortsetzt
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17.5.1919
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Adam Dorten, Führer der Rheinstaat-Bewegung, trifft in Mainz mit dem
französischen General Mangin zusammen
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1.6.1919
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Kreise um Adam Dorten versuchen in Wiesbaden und Mainz vergeblich
eine selbstständige rheinische Republik innerhalb des Reiches zu konstituieren;
dies scheitert am Widerstand von Arbeitern und deutschen Behörden
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27.11.1921
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Während DVP und der erstmals angetretene Landbund bei den Landtagswahlen deutlich hinzugewinnen,
verlieren SPD und DDP jeweils mehr als 10%; die Koalition kann jedoch ihre Mehrheit halten
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3.3.1923
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Französische Truppen besetzen die großen Eisenbahnwerkstätten von Darmstadt,
die Karlsruher und Mannheimer Hafenanlagen
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22.10.1923
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Besetzung der staatlichen Behörden in Wiesbaden und Mainz durch Separatisten,
die von den Besatzungstruppen unterstützt werden
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11.1923
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Ca. 4.000 Beamte mit ihren Familien (insgesamt ca. 23.500 Personen) wurden aus
Rheinhessen ausgewiesen
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1.1925
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Bei der Wahl des Ministerpräsidenten erhält Otto von Brentano (Zentrum) im Landtag 34
Stimmen gegen 32 für Karl Ulrich (SPD), verfehlt aber die erforderliche absolute Mehrheit.
Damit ist der Versuch, eine bürgerliche Koalition zu etablieren, gescheitert;
die Weimarer Koalition setzt ihre Arbeit fort
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6.1926
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Der Volksentscheid auf Landtagsauflösung scheitert DNVP, DVP und Landbund
hatten ein zunächst erfolgreiches Volksbegehren initiiert
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1.1930
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Beginn des französischen Truppenabzugs aus Rheinhessen und der Pfalz
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15.11.1931
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Die NSDAP wird bei den Landtagswahlen mit 37,1% stärkste Partei.
während die SPD und alle bürgerlichen Parteien starke Verluste erleiden.
NSDAP und KPD haben im Landtag eine negative Mehrheit.
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19.6.1932
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Bei den vom Staatsgerichtshof angeordneten Landtagsneuwahlen kann sich die NSDAP
erneut verbessern, ohne jedoch die Mehrheit zu erreichen. Auch SPD und Zentrum können leicht zulegen,
während KPD und Bürgerliche verlieren.
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14.10.1933
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Durch die Auflösung des Reichstags wird automatisch auch der Landtag aufgelöst.
Eine Neubildung erfolgt nicht mehr.
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Der Volksstaat Hessen gliederte sich in drei Provinzen
(Oberhessen, Rheinhessen, Starkenburg), 18 Kreise und 977 Gemeinden
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Provinz
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Fläche in qkm
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Bevölkerung
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Bevölkerungs- dichte
|
Kreise
|
Gemeinden
|
Starkenburg
Sitz: Darmstadt (Rechtsrheinische Gebiete südlich des Mains)
|
2.999
|
624.572
|
208
|
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Oberhessen
Sitz: Mainz (Linksrheinische Gebiete)
|
3.288
|
328.490
|
100
|
|
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Rheinhessen
Sitz: Gießen (Gebiete nördlich des Mains, vom übrigen Territorium durch das Gebiet der Stadt Frankfurt am Main getrennt)
|
1.405
|
394.217
|
281
|
|
|
Volksstaat Hessen
|
7.692
|
1.347.279
|
175
|
18
|
977
|
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